Mädchen, Frau, etc.

Mädchen, Frau, etc.

Die britische Autorin Bernardine Evaristo hat einen beeindruckenden Roman geschrieben, der 2019 den renommierten Booker Prize erhalten hat. Das Buch erzählt von zwölf schwarzen Frauen in Großbritannien, ihrem Leben, ihren Träumen, ihren Erfolgen und Niederlagen. Die Frauen sind unterschiedlich, sie sind sehr jung oder sehr alt, Studentin, Putzfrau oder Topmanagerin. Ihre Leben berühren sich punktuell, sind miteinander verwoben. Dabei geht es auch um Rassismus, aber ebenso um Herkunft und Identität, das Fremdsein im eigenen Land, um ihre Rolle als Frau, Tochter, Mutter und Geliebte.

Die Erzählweise ist ungewöhnlich – die Autorin setzt nur einen Punkt am Ende jedes Kapitels. Das fügt dem Lesefluss jedoch keinen Schaden zu, im Gegenteil: Das Buch entwickelt nach wenigen Seiten einen unwiderstehlichen Sog und sprüht vor Lebenslust und Energie – einfach toll!

 

Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid

Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid

Über vier Generationen begleiten wir in diesem Roman Hannahs Familie:

Mit 27 Jahren kümmert sie sich liebevoll um ihre doch recht anstrengende Großmutter. Als Hannah einen Brief aus Israel erhält, in dem ihr die Erbschaft eines echten Vermeers angekündigt wird, hat sie eine Menge Fragen, doch ihre Großmutter hüllt sich in Schweigen.

Hannah lässt aber nicht locker und beschäftigt sich statt mit ihrer anstehenden Promotion viel lieber mit ihrer Familiengeschichte.

Alena Schröder schlägt in ihrem großartigen Debütroman einen Bogen von den Zwanzigerjahren des letzten Jahrhunderts bis in die heutige Zeit und geht dabei vor allem der Frage nach, wie dieses bedeutende Bild aus ehemals jüdischem Besitz in Hannahs Familie gekommen ist.

Ein unheimlich fesselnder Roman, inspiriert von der eigenen Familiengeschichte der Autorin.

Die Birken wissen's noch

Die Birken wissen’s noch

In diesem norwegischen Roman geht es auch um die Wertigkeit von Holz, aber auch um Familie, Aufarbeitung der Vergangenheit und auch um Liebe: Edvard ist bei seinem Großvater aufgewachsen, da seine Eltern bei einem Unfall ums Leben gekommen sind, als er drei Jahre alt war. An diese Zeit kann Edvard sich nicht erinnern und sein Großvater hat nie etwas über diese Zeit gesagt. Nach dem Tod des Großvaters beginnt Edvard, seinen Familienhintergrund zu erforschen. Je länger er sucht, desto mehr Erinnerungen kommen hoch und irgendwann sogar die Erinnerungen an den Unfall. Anders als in den meisten Büchern, in denen der Vergangenheit nachgespürt wird, ist dieses Buch nicht in zwei Zeitebenen geschrieben. Die ganze Geschichte erschließt sich durch die aufblitzenden Erinnerungen.

 

Ein vielschichtiger Roman, den alle lesen sollten, die es bisher noch nicht getan haben.

 

 

Das Lied der Arktis

Das Lied der Arktis

Die Autorin hat nach jahrelangen Recherchen einen ungewöhnlichen Roman über ein Inuitmädchen und das archaische Leben im ewigen Eis geschrieben.

Das Mädchen wird eines Nachts von seiner Familie getrennt und muss allein mit einem Bärenfell, einer Harpune und fünf Hunden sein Überleben in der eisigen Wildnis sichern.

Das Buch bringt uns die fremdartige und ursprüngliche Welt der Inuit näher, deren täglichen Kampf um Nahrung und Wärme und die reiche Welt der Mythen, Sagen und Lieder. So ist der Roman ein Buch über die Natur, die Kraft der Menschen und die Poesie.

Ein Tipp für alle anspruchsvollen Leser, die eine außergewöhnliche Geschichte lesen möchten.